"Wenn die Kunst keinen relevanten Einfluss mehr
auf das Leben habe, dann müsse der Sinn der Kunst in Frage
gestellt werden - so argumentierte einmal Beuys. Dieser Zustand
ist laut Pulad Mohammadi längst erreicht. Sein Essay beschreibt
die Missstände der Kunstbranche aus der Perspektive der
Künstlerinnen und Künstler und setzt diese in einen
gesellschaftlichen Zusammenhang.
Eine neue Form von Gemeinschaftlichkeit und das Ziel, sich wieder
mit dem Gemeinwohl zu verbinden, könne das künstlerische Schaffen
wieder in die Mitte des Lebens bringen."
Quelle: mikrotext Verlag
MALEREI
Welchen Platz hat die Malerei in der Welt? Welche Eigenschaften sind ihr ganz eigen und unterscheiden sie
von anderen visuellen Medien? Auch bevor ich mich mit der Kunst kritisch befasst habe, war es mir wichtig die Malerei als visuelles
Medium wertzuschätzen, ihre Stärke jenseits des Kunst-Wertes zu suchen, ihre optische Qualität und ihren kognitiven Wert herauszustellen
- das visuelle Erlebnis, welches sie einzigartig macht und nur durch räumliche Erfahrung, in der Gegenüberstellung, ihre Wirkung
entfalten kann. Ich wollte mit ihr von der Welt berichten, nach meiner eigenen Zeugenschaft, investigativ in die Realität der Orte nach meinem
Empfinden tauchen und über die Darstellung des Erlebten neues Bewusstsein für diese Orte kommunizieren,
die der Bildlichkeit ihrer Realität etwas hinzufügen und dadurch politisch werden.
Trauerfeier für Gerhard Graubner (2015)
Es war früher Morgen als ich in der Aula der Kunstakademie Düsseldorf die Vorbereitungen für eine Trauerfeier
beobachtete. Der Maler Gerhard Graubner war verstorben. Der ehrwürdige Saal stand voll Blumen. Kein Gast war weit und breit. Dem Licht gehörte der Raum.
Graubner lehrte als Professor viele Jahre an der Kunstakademie und seine auratischen Werke hatten auch Einfluss auf meine frühen Arbeiten.
31°15'40.8“N 32°18'42.9“E 05-2015 (Einfahrt in den Suez), 260x720cm, Öl und Tinte auf Leinwand, 2016.
Einfahrt in den Suez (2016)
31°15'40.8“N 32°18'42.9“E 05-2015 (Einfahrt in den Suez), 260x720cm, Öl und Tinte auf Leinwand, 2016.
Während des Wirtschaftsstudiums hatte ich mir oft diesen mythischen Knotenpunkt des Welthandels vorgestellt und mir gewünscht ihn
mit eigenen Augen zu sehen: Die Realität des Ortes, das Zusammenwirken seiner Einzelteile zu einer ganzen Bewegung. Diese Erfahrung wollte ich als einen lebendigen Moment wiedererfahrbar
machen, also fuhr ich hin, erlebte, dokumentierte und zurück in Düsseldorf brachte ich es in einer Arbeit über 8 Monate auf die Leinwand.
Cairo - Teheran (2014 - 2017)
Die Geschichte meines Geburtslandes, seines Königs und der Umstürze, kannte ich nur aus Erzählungen.
Während die Protagonisten verschwunden sind, leben die Orte weiter, verknüpfen diese Zeit in einer inneren Verbindung der Städte Cairo und Teheran.
Ich besuchte die Orte, fand Verbindungen und einige Momente daraus realisierte ich in Bildern.
35,539189° 51,368760° 08-2014 (Märtyrerfriedhof Behesht-e-Sahar) 80x100cm, Öl auf Leinwand, 2014.
30°01'58.4“N 31°15'31.1“E 05-2015 (Das Grab von Shah Mohammad Reza Pahlavi) 2017, 80 x 100cm, Öl und Tinte auf Leinwand
Im Mausoleum des Imam Khomeini, Öl und Tinte auf Leinwand
Geboren 1981 in Teheran, studierte Pulad Mohammadi zunächst
Volkswirtschaftslehre und dann klassische Malerei in Florenz und
Düsseldorf, wo er 2016 als Meisterschüler von Marcel Odenbach absolvierte.
Zeitgleich besuchte er Lyrikseminare bei Durs
Grünbein. Als ihn 2017 ein Burnout dazu zwang, die Malerei zu
pausieren, fand er im Schreiben ein neues Ausdrucksmittel.